Februar 21, 2023

Der Ukraine-Krieg stellt die Investmentstrategie nachhaltiger Fonds auf die Probe

Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine haben als nachhaltig beworbene Fonds knapp eine Milliarde US-Dollar zusätzlich in Aktien aus dem Bereich fossiler Energieträger investiert.

Das ist das Ergebnis einer Studie der Nichtregierungsorganisation „Finanzwende“ aus Berlin, die dem Handelsblatt vorliegt. Die „grünen“ Fonds kauften zugleich nur für rund 140 Millionen Dollar Aktien von Unternehmen, die mit erneuerbaren Energien Geld verdienen.

Die Analystinnen Alison Schultz und Magdalena Senn kritisieren in dem Papier, dass sich das Missverhältnis zwischen „dem teils blumigen Marketing nachhaltiger Fonds und deren Inhalt“ durch den Krieg weiter verschärft habe. Die Portfolios der als nachhaltig vertriebenen Fonds seien um 7,9 Prozent CO2-intensiver geworden.

Im vergangenen Kalenderjahr mussten nachhaltige Fonds, die häufig im Technologiesektor investiert waren, Performance-Verluste hinnehmen, nachdem diese Branche in 2022 erhebliche Kurseinbrüche wegen steigender Notenbankzinsen hinnehmen musste. Der Sektor mit der besten Aktienperformance in 2022 waren Anbieter fossiler Brennstoffe wie Mineralölkonzerne, die kriegs- und sanktionsbedingt Rekordgewinne erwirtschaftet haben.

„Finanzwende“ hat den Aktienbesitz von mehr als 2400 aktiv gemanagten und in Europa erhältlichen Fonds untersucht, die eine Zulassung nach „Artikel 8“ und „Artikel 9“ der europäischen Offenlegungsverordnung (EU Verordnung 2019/2088) haben. Diese Fonds dürfen als vorbildlich in den Bereichen Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung (ESG) beworben werden. Artikel-9-Fonds gelten sogar als „vollgrün“, weil sie mindestens ein Nachhaltigkeitsziel haben und einen Beitrag dazu leisten sowie die „do-no-significant-harm“-Regel befolgen.

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